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19.10.2016Fulminanter Doppel-Slam


Vereinzelte Zuschauer hatten nahverkehrsbedingt schon den Saal verlassen und die U18-Clique trank in der vordersten Reihe Rimuss aus der Flasche. Mittwochabend im Südpol, 22 Uhr, der erste woerdz-Abend rückte seinem Ende entgegen. Doch erst noch stand das grande finale des Second@ Poetry Slams bevor.

 

Beeindruckend tiefsinnig hatte der erste woerdz-Abend mit den Performances von fünf Nachwuchsdichterinnen und Jungpoeten seinen Lauf genommen. Im U-18-Slam kämpften Martin, Luisa, David, Katja und Kim um Ruhm und den Einzug in den Logeslam im nächsten Frühling. Jugendlicher Leichtsinn? Mitnichten! Martin etwa trug eine wütende Abrechnung mit der Politik der USA vor und David erzählte von der Monstrosität bleierner Langeweile. Kim prangerte Lärm und Anonymität versmogter Städte an und sicherte sich damit ihren ersten Slam-Sieg.

 

Leichtfüssig führten die Masters of Ceremony Remo Rickenbacher und Daniela Dill nach einer Trinkpause in den Second@ Poetry Slam über. Acht Wortmalerinnen und Silbenakrobaten tanzten auf Sprachgrenzen Polka – mit dem Thema «Fünfte Landessprache» Programm an der diesjährigen Ausgabe von woerdz!

 

Da betrieb etwa Jaromir Konecny mit einer lispelnden Krapfenverkäuferin chinesisch-tschechische Völkerverständigung und nahm Fatima Moumouni das westliche Entwicklungshelfersyndrom in Afrika feurig aufs Korn. Micha de Roo jagte Pensionäre auf LSD durchs Altersheim und Susan Reznik kriegte von Daniela Dill Gaffa-Tape über den Mund geklebt, weil ihre ungestüme jungerwachsene Sinnkrise die sechsminütige Redezeit sprengte. Auch das ist Poetry Slam: erbarmungslos!

 

Leisere Beiträge kamen von Amina Abdulkadir mir ihrer kryptischen Beschreibung einer Flucht und von Jurczok 1001, der mit minimalem Wortmaterial eine maximale Blattkritik («Wältwuche») vollführte. Patric Marino machte Migration zum Thema und Fehmi Taner stellte einen herzerwärmenden Superheld vor, der das Böse zu Tode langweilt.

 

Doch es waren die Lauteren, die den Second@ Slam für sich entschieden. Nach einer rasanten Finalrunde stach Fatima Moumouni mit ihrem Text über Pathos Jaromir Konecnys lüpfige Meditation mit und zu Darmgasen aus und sicherte sich die obligate Flasche Whisky. Ein bitterernster bis quietschfideler Start: Davon wollen wir in den nächsten Tagen mehr!

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