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21.10.2016Polyglottes Jump’n’Run


ode-Switching, sagt die Linguistin. Sprachenwechsel, sagen Herr und Frau Schweizer. Nieselrain, sagt Ariane von Graffenried. Die Berner Autorin machte am dritten woerdz-Abend den Auftakt. Ihre Performance hob das diesjährige Thema der Vielsprachigkeit in neue Höhen. Wie von Graffenried da erzählte von Millie, der Hooliganfrau aus der Londoner Agglo, oder von der Begegnung zweier Pilger in Santiago de Compostela, war ein lustvolles, geschmeidiges Sprachenhüpfen. Geschichten auf Bern- und Hochdeutsch, Englisch, Französisch und Österreichisch gepaart mit der katzenhaften und unheimlich einnehmenden Bühnenpräsenz der polyglotten von Graffenried zeigten: Spoken Word ist Erlebnisliteratur.

 

Auf das sprachliche Jump’n’Run von Super Ariane folgte das Duo Beat Sterchi und Max Blum mit seiner Menghini, «dem Lamborghini unter den Akkordeons» (Moderatorin Daniela Dill). Es fiel auf: Die Hauptstädter sind am diesjährigen woerdz stark vertreten, Berndeutsch und Spoken Word, eine amour fou? Und wie, wenn man Beat Sterchi zuhörte, der in Mundart las, sprach, hauchte und polterte. Rhythmik, Laute und Repetition machten seine Spoken Words zu Musik, Unsinn zu Sinn. Telefongesprächsschnitzel wurden im Loop zu Gedichten, moderne Unsitten wie Trudis Selfies aus Syrien feinsinnig verulkt.

 

Mit dem Sprung in die Ostschweiz zog das Vortragstempo an. Gabriel Vetters Werkschau auf der Südpol-Bühne bot atemlose Stand-up-Comedy und eine köstliche Ode an Vetters Fett. Die Wampe als nostalgischer Erinnerungsspeicher; das Rezitieren des Gedichts vor der nächsten Crèmeschnitte sei an dieser Stelle warm empfohlen. Ein Kugelbauch, ein sich vor Lachen kugelndes Publikum – nach der Pause war es Zeit, eine ruhigere Kugel zu schieben.

 

Der Werkauftrag zur «Fünften Landessprache» hatte Mana Bugallo aus Buenos Aires mit den Walliser Jungrappern Dércio Afonso da Silva und Tiago Saraiva zusammengebracht. Das Trio erarbeitete während Monaten via Skype ein Programm, probte eine Woche lang intensiv in der Villa Griswolden und stand am Freitagabend zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Portugiesischer Romantikrap traf auf argentinisches Volkslied, englisches poem löste vergnügliche Aufklärungslektion über Oralsex ab. Tätschmeisterin Bugallo beschloss den Abend kämpferisch: «Nobody can tell me that poetry is dead.» Auf ein Weiteres!

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